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Das Tor in die Wikingerzeit

Für die alten Wikinger war Haithabu das Tor zur Welt. Von hier aus trieben sie Handel und brachen zu ihren Eroberungen auf. Die Stadt an der Schlei war vermutlich von friesischen Kaufleuten aus dem 8. Jahrhundert gegründet worden, um den schiffbaren Seitenarm der Ostsee für den regen Austausch von Waren zu nutzen.

Auf den Spuren der Wikinger bewegt sich die ganze Geschichte von Haithabu an der Schlei. Denn schon im 10. Jahrhundert war die ehemals beschauliche Wikingersiedlung das größte Handelszentrum Nordeuropas. Hier lebten Kaufleute, Wikinger und Handwerker friedlich zusammen. Der mächtige Grenzwall Danewerk schützte den Ort vor den Fluten und willkürlichen Übergriffen. Seit dem Jahr 2018 trägt die frühere Wikingersiedlung den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. Haithabu liegt südlich der Stadt Schleswig und wurde 1066 vollkommen zerstört. Der ursprünglich halbkreisförmige Wall Danewerk, der die Stadt nach außen absichern sollte, ist bis heute gut erkennbar.

Das Danewerk als Kontroll- und Schutzfaktor

Der Schutzwall im Süden von Haithabu ist typisch für die Wikinger, die zu damaligen Zeiten auch in Skandinavien und Dänemark lebten. Das imposante Bauwerk soll sich von Hollingstedt über Haithabu bis nach Eckernförde erstreckt haben und maß eine Länge von mindestens 30 Kilometern. Abschnittsweise ist das Danewerk gut erhalten und besteht stellenweise aus Holzpalisaden, Steinmauern und Erdwällen. Teile wurden bereits im 5. Jahrhundert gebaut und Stück für Stück zu einem späteren Zeitpunkt erweitert. Der Wall galt als wichtige Stütze der Wikinger, um Handelswege zu kontrollieren, er hatte nur einen offiziellen Durchlass. In der Ortschaft Danewerk dokumentiert ein eindrucksvolles Museum die Geschichte des seit 1958 unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks.

Video: Wikingermuseum Haithabu

Die Wikinger als Händler und Handwerker

Die Wikinger von Haithabu waren Handwerker und Händler, stellten Werkzeuge, Tuche und Kämme her. Zudem beherrschten Sie die Schmiedekunst. Historische Funde belegen, mit welch einfachen Mitteln zur damaligen Zeit Waffen und Schmuck gefertigt wurden. Das Schwert gehörte zum wertvollsten Besitz jedes Mannes, wobei besonders edle Stücke an Parierstange und Knauf außergewöhnlich mit Silber verziert wurden. Doch nicht nur die Kampfwaffen waren von außergewöhnlicher Qualität, auch die Schmuckstücke liefern eindeutige Hinweise auf eine vielseitige Handwerkskunst. Amulette in Form germanischer Thorshämmer, Gewandnadeln und christliche Kreuze gelten als Indiz dafür, dass die eigentlichen Bestimmungsorte dieser Unikate aus anderen Kulturkreisen stammten. Denn die Wikinger waren heidnisch, nicht christlich, aber eben mindestens genauso tolerant wie geschäftstüchtig.

Haithabu – Handelszentrum von Nordeuropa

Die Nordmänner fuhren bereits im 8. Jahrhundert nach Christus mit seetüchtigen Langschiffen bis nach Frankreich, Russland, England und sogar Amerika. In erster Linie trieben sie Handel, waren aber mindestens ebenso für ihre kräftigen Krieger bekannt. Etliche Wikinger ließen sich in eroberten Regionen nieder und verbrachten den Rest ihres Lebens als Teil einer Gemeinschaft von Bauern und Handwerkern. Bei Haithabu an der Schlei handelt es sich primär um einen strategisch festgelegten Ort. Im Umkreis dieser Position trafen wichtige Fernhandelswege aufeinander, der Hafen war beispielsweise im 10. Jahrhundert reger Umschlagplatz und Handelszentrum. Bis zu 2.000 Menschen lebten dort, hinzu kamen weit gereiste Kaufleute und zahlreiche kaufwillige Besucher aus nah und fern. Rund 300 Jahre lang beherrschten die Bewohner von Haithabu in Südjütland den Handel zwischen Ost- und Nordsee. Hier feilschten Heiden, Christen und Muslime um orientalische Gewürze, Eisenbarren und Tausende Sklaven.

Rekonstruierte Wikingerhäuser im Museum

Rund um Haithabu entdeckten Archäologen bislang etliche Fundstücke. Sie alle sind im Wikinger-Museum ausgestellt und erlauben dem Betrachter tiefe Einblicke in das gesellschaftliche Leben. Schmuckstücke mit Edelsteinen, Runensteine, Werkzeuge und ein Langboot sind auf dem Areal zu sehen. Im freien Gelände gibt es Nachbauten traditioneller Wikingerhäuser zu sehen. Am 26 Hektar großen Haithabu-Land wurden bislang lediglich fünf Prozent ausgegraben, im Hafenbereich nur ein Prozent. Die Dauerausstellung gehört sicherlich zu den bedeutendsten Museen Deutschlands. Im modernen Ausstellungshaus werden einzigartige Originalfunde präsentiert und die restliche Anlage besteht aus sieben Häusern und einer Landebrücke, die anhand der Erkenntnisse rekonstruiert wurden.

In unmittelbarer Nähe zum Museum und innerhalb des Halbkreiswalls erfahren Besucher, was es heißt, als Wikinger vor rund 1.000 Jahren zu leben. Welche Verhältnisse fanden die Bewohner vor, wie konnten lehmverputzte Flechtwandhäuser errichtet werden und wie wurden Landungsbrücken im Hafen konstruiert? Auf schmalen Bohlenwegen führt Sie ein Pfad durch die Siedlung. Mit Vorführungen zu Märkten und altem Handwerk lassen hier die Verantwortlichen die Welt der Wikinger vor den Augen der Besucher wieder aufleben.

Das Ende von Haithabu

Im Jahr 1066 endet die erfolgreiche Stammesgeschichte der Wikinger und Haithabu fiel einer Katastrophe zum Opfer. Die Stadt wurde schon häufig angegriffen, doch niemals waren die Verluste so dramatisch wie an diesem Tag. Haithabu wurde von slawischen Feinden gebrandschatzt und musste von den restlichen Bewohnern aufgegeben werden. Das Erbe übernahm eine andere Siedlung in nur drei Kilometern Entfernung: Schleswig. Als Volk allerdings gingen die Wikinger unter. Heute leben ihre Nachfahren in Skandinavien, Russland, Grönland, Island, den Shetlandinseln und Schleswig-Holstein.

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